OBAMAINBERLIN arbeiten in einem Raum zwischen den Werkkörpern der beteiligten Künstler. Nach der den Namen gebenden ersten Ausstellung im Kunstverein Rosenheim 2011 entwickeln OBAMAINBERLIN seitdem in einer Gegend im Grenzgebiet von Deutschland und Polen zwischen den geteilten Städten Guben und Frankfurt (Oder) ein zweites, langfristiges Projekt, die "Rekonstruktion einer toten Zone".
Das bearbeitete reale Gelände des Grenzgebiets wird zu einem Feld, das mit dem Raum zwischen den Werken identifiziert wird. Der kulturell abseitig wirkende Landstrich wird zum Medium, aber auch zum Gegenstand intensiver Zuwendung.
In der Offenheit dieses Raums und seiner Erschließung rekonstruieren OBAMAINBERLIN Hingabe, Verantwortung, Freiheit und Liebe als Dimensionen der eigenen künstlerischen Praxis.
visitation, movement, supplementary
OBAMAINBERLIN geht davon aus, dass die Praxis in der Dead Zone nicht mit einer bestehenden Begrifflichkeit wie zB ‚Arbeit/Werk‘ oder ‚Aktion‘ erschlossen werden kann. Mit einer eigenen Terminologie soll vor allem eine Grenze zu vergleichbaren Formen künstlerischer Aktivität gezogen werden, oder, positiv formuliert, auch begrifflich, und nicht nur in der Praxis selbst, ein Raum erschlossen werden, der in seiner Struktur frisch und unerforscht ist.
Mit visitation, -übersetzbar mit 'Besuch' wie mit der 'Visite' im medizinischen Verständnis, aber auch mit 'Heimsuchung'-, bezeichnet OBAMAINBERLIN das Gesamt aller Aktivitäten, Beobachtungen, Aufzeichnungen während eines Weges durch die Dead Zone an einem bestimmten Tag. Die visitation wird zum Teil vorbereitet, wesentliche Anteile ergeben sich aber aus der über die eigene Bewegung geschaffenen Situation selbst. Ein movement ist dabei zunächst eine vorbereitete Handlung, für die z.B. auch Requisiten/Hilfsmittel hergestellt werden, und für deren Ausführung ein bestimmter Ort aufgesucht wird. Die Wahl des Ortes erfolgt sowohl aus der Ortskenntnis Nitschkes, der in der Gegend der Dead Zone wohnt, seit der Einführung einer Karte auf der dritten visitation (vgl. Abb links) werden Orte vor allem über diese Karte definiert. Im Bezug auf den Ort erzeugt eine solche Handlung eine bestimmte, sowohl buchstäbliche wie gedankliche Bewegung - der Ort wird gesucht, gefunden oder verfehlt, neu bestimmt, die vorbereitete Handlung in Abstimmung mit den vorgefundenen Gegebenheiten ausgeführt, aus diesen wiederum Anlässe für Improvisationen gezogen und parallel Beobachtungen dokumentiert, die zu nachträglich angefertigten Objekten, Videos, d.h. zu einer künstlerischen Produktion im bekannten Sinne führen. Zentral ist in jedem Fall die vor Ort vollzogene Bewegung selbst, auf die sich sowohl dokumentierende wie nachschöpfende Materialien beziehen. Im Englischen hat das ‚movement‘ neben dem Wortsinn einer Bewegung auch eine musikalische Bedeutung, diese Mehrdeutigkeit ist Grund für die Wahl des Begriffs. Die an das ‚movement‘ anküpfenden Beobachtungen, Materialien, Artefakte werden als Ergänzungen, teilweise als die erste Bewegung ersetzende Elemente wahrgenommen, diese Eigenschaft wird mit dem Attribut supplementary bezeichnet.