VISITATION 10 GROSS LINDOW / BRODY 13-1-2013
FIRST MOVEMENT (Nitschke) - Leaving Haim Steinbach
SECOND MOVEMENT (Zakharov) - Kiss and Slap
THIRD MOVEMENT (Nitschke) - Introducing the constellation of Pipe
FOURTH MOVEMENT (Nitschke) - Gogol / Levinas: Nose and Hitler
Special Guest - KATHRIN BECKER
FIRST MOVEMENT (Nitschke) - Leaving Haim Steinbach
Das erste Movement fuhrt auf ein Gelände in der Nähe des Bahnhofs in Brieskow-Finkenheerd, auf dem Gebiet der Sphäre für Politik und Krieg. Etwa zweihundert Meter entfernt vom Bahnhof befindet sich in der Nähe der Gleise die Ruine einer Verladestation mit einer Reihe von Gebäuden, die am Rande eines großen, nahezu quadratischen, von einer Mauer umgebenen, jetzt verschneiten Hofes stehen. In einer Durchfahrt zu diesem Hof, in der ein Brand schwarz verrußte Wände hinterlassen hat, hat Nitschke im Vorlauf des Movements eine Arbeit nach dem Beispiel Haim Steinbachs vorbereitet. Im Beisein von Zakharov und Becker stellt und legt Nitschke drei blaue Gießkannen und zwei hellgrüne Kohlköpfe auf einen zweiteiligen, dunkelgrün und violett lackierten Sockel, der in für Steinbachs Werk charakteristischer Form an der Wand montiert ist. Danach spielt er auf dem Iphone, das er ebenfalls auf dem Sockel ablegt, ein perkussiv geprägtes Zwischenspiel aus dem ersten Akt der Oper Die Nase von D. Shostakovich ab und entfernt sich in Richtung der diagonal gegenüberliegenden Ecke des Hofes, während sich seine Aufmerksamkeit auf einen für Zakharov und Becker nicht sichtbaren Gegenstand vor seiner Brust richtet.
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SECOND MOVEMENT (Zakharov) - Kiss and Slap
Auf dem Weg vom Parkplatz zum Hof hatte Zakharov an einem Busch an der Ecke einer weiteren Ruine hängend eine Tüte hinterlassen. Er bittet Nitschke, zu dieser Tüte zurück zu gehen, das zu nehmen, was er in der Tüte vorfindet und die Anweisung zu befolgen, die auf einem beigefügten Zettel notiert ist. Auf dem Weg dorthin solle er mit einer Schachtel Cornflakes eine Spur streuen. In der Tüte befindet sich ein schwarzer Zylinder, den Nitschke aufsetzen und mit diesem zurückkehren soll. Zakharov schenkt ihm im Anschluss eine Taschenlampe und informiert Nitschke, dass er selbst Kathrin Becker etwas mitgeteilt und sie beauftragt habe, die Mitteilung in Form einer Geste an Nitschke weiter zu reichen, wenn sie es wolle. Kathrin Becker verzichtet auf die Weitergabe der Geste.
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THIRD MOVEMENT (Nitschke) - Introducing the constellation of Pipe
Anschließend lädt Nitschke zu einem Imbiss in der Gaststätte Die Preussenstuben am Brieskower Kanal in Groß Lindow ein, wo er Zakharov und Becker zunächst darum bittet, jeweils zwölf Schokoladenpralinen eine Weile im Mund zu behalten, zu schmecken und dann wieder in die Verpackung zurückzulegen. Danach verlässt er alleine das Lokal, um in einem Waldstück im Zentrum der Sphäre ca. fünf Autominuten entfernt die Pralinen jeweils in ein Stück Butter einzubetten und mit einem Stück Pressspanplatte auf Brusthöhe an die Rinde der recht dünnen Kiefernstämme in diesem Waldstück zu drücken. Bei den Plattenstücken handelt es sich um Bruchstücke des bereits doppelt verwendeten Holzkörpers, der im Movement auf der Brücke Fürstenberg im Jahr 2011 das Gemälde Einschiffung nach Kythera repräsentierte. Das Gemälde war damals durch ein Rechteck aus Pflaumenmus angedeutet worden. Jedes der Bruchstücke ist jetzt zum Teil mit einer dicken Schicht Schokolade bedeckt. Wie Nitschke die Gäste informiert, nachdem er sie aus der Gaststätte abgeholt hat, war im Vorfeld der Visitation auf den Holzkörper mit Schokolade die ungefähre Form einer Pfeife gegossen und dann mit der Platte zerbrochen worden. Die einzelnen Stücke sind im Waldstück so auf die Bäume verteilt, dass sie von oben gesehen Punkte auf einem Umriss einer Pfeife darstellen. Nitschke gibt Zakharov und Becker eine Karte des im gegebenen Zeitraum des Movements über dem Waldstück stehenden Sternenhimmels in die Hand. Auf der Himmelskarte, die über einen Ausschnitt der Satellitenansicht des Waldstücks gelegt ist, ist der Umriss der Pfeife in der Form zu einem neuen Sternbild zusammengefügter Sterne markiert.
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FOURTH MOVEMENT (Nitschke) - Gogol / Levinas: Nose and Hitler
Das vierte Movement findet außerhalb des kartierten Gebiets der Dead Zone vor der Ruine des Schlosses in Brody statt. Im Innenhof des ehemaligen Barockgebäudes, das nur noch als Gebäudehülle mit einem Dach besteht, aber noch eine Freitreppe mit vier Karyatiden besitzt, trägt Nitschke eine Rede vor. Die Rede verbindet die gekürzte Fassung des Textes Die Nase von N.W. Gogol mit einem Aufsatz von Claude Levinas, Einige Betrachtungen zur Philosophie des Hitlerismus. Beide Texte durchdringen sich, absatzweise alternierend. Nitschke setzt sich eine Nase aus Schokolade auf die eigene Nase, unter der hervor er sprechen wird, und stellt Zakharov und Becker frei, in der starken Kälte zuzuhören oder nicht, da die Rede etwa eine halbe Stunde dauern wird. Kathrin Becker zieht sich nach einigen Minuten in das benachbarte Lokal auf dem Gelände zurück, Zakharov bleibt und dokumentiert die Rede. Im Verlauf der Rede wird es dunkel, es ist Nacht, als Nitschke die Rede abschließt, einen kleinen Nagel in die Mauer des nördlichen Schlossflügels schlägt und die Nase dort hinterlässt. Ein letztes Movement von Nitschke wird zur späteren Realisierung aufgehoben: in der Nähe des Neuzeller Bahnhofs, neben einem Übergang, an einem kleinen Gebäude der Bahn mit komplett mit Blech verschlossenen Fensteröffnungen, sollen zwei Spiegel in einem Abstand von ca. einem Meter angebracht werden, in einer Höhe, aus der Zakharov und Becker sich im oberen Stock eines der zweistöckigen Waggons sitzend im Vorbeifahren kurz nacheinander spiegeln werden. Aufgrund der Geschwindigkeit, die der Zug an diesem Übergang bereits besitzen wird, werden sowohl Reflexion wie Intervall nicht mehr zu beobachten sein.
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