VISITATION 18 EISENHÜTTENSTADT 21-05-2016
PRELIMINARY MOVEMENT
Visiting the steelworks
FIRST MOVEMENT (Nitschke)
Objects of love
SECOND MOVEMENT (Nitschke)
Picknick looking at the bridge
Special Guest - Maria Porudominskaja
PRELIMINARY MOVEMENT - Visiting the steelworks
Eisenhüttenstadt ist eine monoindustrielle Gründung der frühen DDR. Parallel zum Auf- und Ausbau eines Stahlwerks wurde in den
50er Jahren eine heute als Flächendenkmal geschützte Planstadt errichtet. Das Stahlwerk ist heute Teil des ARCELOR-MITTAL-Konzerns. Es ist möglich, in einer geführten Gruppe das weitläufige Gelände zu besichtigen. Der Weg führt dabei, dem Produktionsprozess folgend, von den Hochöfen über das Stahlwerk, vorbei an den zwischengelagerten Brammen, zum Warm- und zum Kaltwalzwerk. Wesentlicher Eindruck eines Besuchs sind die enormen, übermenschlich wirkenden Energien, die in der Stahlproduktion eingesetzt werden. Bevor die Visitation in Eisenhüttenstadt beginnt, nehmen OBAMAINBERLIN und ihre Gäste an einer Führung teil.

Quelle: indeedous/Wikimedia Commons

Quelle: indeedous/Wikimedia Commons
FIRST MOVEMENT I (Nitschke) - Objects of love
Die Modellstadt Eisenhüttenstadt wird in den 50er Jahren ohne direkte Beteiligung der Stahlarbeiter als zukünftiger Bevölkerung geplant und gebaut, auch wenn die Planer sich auf die Arbeiter berufen. Im Bezug auf die Grundrisse der Wohnungen z.B. wird zunächst an den Bedürfnissen vorbei geplant, auch der herrschaftliche Stil der stalinistisch beeinflussten Architektur bleibt ein Stück weit fremd. Um die Identifikation mit der Stadt zu verbessern, stellt beginnt die Stadt in den 60er Jahren v.a. in den Innenhöfen der Wohnblöcke und einem kleinen Park zahlreiche figürliche Skulpturen aufzustellen. Eine Anzahl dieser Skulpturen werden auf einem Weg durch die Stadt nacheinander aufgesucht. Nitschke führt dabei eine Kiste mit sich, die eine in Hefeteig gebackene Variante des Reliefs von Zakharov enthält (vgl. Visitation 3: Eating Kleist und Ausstellung NBK 2013). Das Relief stellt Zakharov mit vollem Mund dar, wie er gerade einen mit einem Porträt von Kleist dekorierten Keks kaut.
Das Relief als Kuchen ist in acht Stücke zerteilt. Nitschke liest vor jeder der aufgesuchten Skulpturen ein Fragment aus einem Roman. Die ausgesuchten Stellen schildern die Begegnung von Liebenden. In den Textstellen greift der Autor jeweils unterschiedlich auf die Schilderung eines Gegenstandes zurück, um in ihm das Unaussprechliche sich ereignender Liebe in der Begegnung der Protagonisten zu verkörpern. Im 'Zauberberg' von Thomas Mann z.B. ist es ein kleiner Bleistift, den Hans Castorp von Clawdia Chauchat erbittet und, während dieser kleine Gegenstand zwischen ihnen vermittelt, das erste Mal von seiner Liebe spricht. Nach jeder Lesung legt Nitschke ein Stück Kuchen auf die Plinthe neben die Skulptur. Sechs Skulpturen werden mit einer Textstelle und einem Stück Kuchen ergänzt, zwei weitere Stücke des Reliefs werden ohne Lesung an den Skulpturen abgelegt.

Thomas Mann - Der Zauberberg

Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins I

Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins II

Arthur Schnitzler - Therese

Rene Schickele - Die Witwe Bosca

Michail Bulgakow - Der Meister und Margarita


SECOND MOVEMENT (Nitschke) - Picknick looking at the bridge
Am deutschen Ufer der Oder nimmt die Gruppe nach dem Gang durch die Stadt ein Picknick ein. Zu einem Glas Champagner wird ein zweites Relief in der anderen Hälfte der Kiste verzehrt, es zeigt Nitschke, ebenfalls einen Kleist-Keks kauend. Etwas vom Ufer entfernt treibt eine zweite Kiste auf dem Wasser, aus ihr ist im Verlauf des Picknicks eine weitere Textstelle zu hören. Im Hintergrund ist die Ruine der Brücke zu sehen, auf der 2011 die Visitation 2 stattgefunden hat.



